F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

18.08.2015 / 1. Herren

Nachbetrachtung

Zehlendorfer wollen Malheur von Seelow korrigieren

Tief enttäuscht eilte Zehlendorfs Präsident Kamyar Niroumand vom Platz. Den Saisonauftakt beim Oberliga-Aufsteiger Victoria Seelow hatte er sich ganz anders vorgestellt. „Jetzt kannst Du ruhig schreiben, dass wir unsere Ziele runterschrauben“, sprachs und wollte erst einmal allein sein. Die übrigen Offiziellen, wie Team-Manager Timo Steinert aber auch Trainer Markus Schatte, sahen nach der 0:2-Niederlage offenbar noch Gesprächsbedarf mit dem Unparteiischen, der nicht immer eine glückliche Figur abgab. Szenen am Ende einer Partie, die nicht ganz zu unrecht verloren wurde, dennoch blieb ein Beigeschmack angesichts des Platzverweises für Zehlendorfs Stürmer Efraim Gakpeto.

Man kann es sich einfach machen und kurz zusammenfassen: Der verpatzte Auftakt war die logische Konsequenz einer holprigen Vorbereitung. Bereits gegen Ende der vergangenen Spielzeit wurde die „kleine Hertha“ vom Verletzungspech gebeutelt: Torjäger Marc Zellner und Verteidiger Lukas Binting erlitten Kreuzbandrisse. In den ersten Trainingswochen erwischte es noch zusätzlich Carl Hopprich und Felix Robrecht – Su Min Kim fehlt ohnehin schon seit Wochen. Da man mit Burak Mentes einen weiteren Leistungsträger noch gesperrt ersetzen muss (Rote Karte gegen FSV Luckenwalde) und sich auch Spieler abwechselnd in den Urlaub verabschiedeten, konnte von einem gezielten Einspielen keine Rede sein. So gewann man schon nach einer Viertelstunde den Eindruck, dass hier keine sich blind verstehende Mannschaft auf dem Feld stand. Nach Ablauf der ersten 90 Minuten verfestigte sich die Ahnung, die einen bereits im Vorfeld beschlich.

Unter diesen Gesichtspunkten ist die Aufregung der Verantwortlichen zu verstehen, die den Platzverweis Gakpetos heftig mit dem Schiedsrichtergespann diskutierten. Eigenartig aus unserer Sicht: Wenn Gakpeto vor seiner Tätlichkeit vom Torhüter angegangen wurde, und man muss von einem Foulspiel angesichts der gelben Karte für den Seelower Schlussmann ausgehen, weshalb wurde dann nicht auf Strafstoß für die Zehlendorfer entschieden? Tragisch ist der Feldverweis vor allem für die kommenden Wochen, da Trainer Markus Schatte nicht nur die Stürmer, sondern generell die Spieler ausgehen. Angesichts der bis dahin gespielten 70 Minuten aber gewann man den Eindruck, dass die Hinausstellung nicht unbedingt spielentscheidend war – trotz des nur knappen Rückstands. Die Zehlendorfer machten vorher nicht gerade Anstalten, das gegnerische Gehäuse in ärgste Gefahr zu bringen. Eher schon ging in Unterzahl ein kleiner Ruck durch das Team, was zumindest darauf hinweist, dass die Moral innerhalb Mannschaft intakt ist.

Wer Präsident Niroumand, der immer mit ganzem Herzen bei der Sache ist, kennt, weiß die Worte Sekunden nach Spielschluss richtig einzuordnen. Dennoch ist schon ein Körnchen Wahrheit daran. An einer derartigen Häufung an Ausfällen hatten schon ganz andere Vereine zu knabbern, da muss es nicht verkehrt sein, etwas Druck vom Team zu nehmen. Dass, wenn alle an Bord sind, ausreichend Qualität vorhanden ist, steht auf einem anderen Blatt.

Die zuerst so scheinbar günstigen Spielansetzungen, könnten sich ins Gegenteil verkehren. Ein Aufsteiger, gerade zu Saisonbeginn, ist immer unangenehm, wie die Zehlendorfer erfahren mussten. Nun geht es gegen einen der Topfavoriten der Liga – SV Lichtenberg 47. Gegen den wollte man eigentlich mit breiter Brust antreten. Aber vielleicht liegt auch gerade darin die Chance, dass man fortan sicherlich nicht mehr die Favoritenrolle innehat.

Dass man personell noch einmal nachrüsten muss, steht außer Frage. Wen Präsident Niroumand und Team-Manager Timo Steinert noch aus dem Hut zaubern, wird eine der spannenden Fragen in den kommenden 14 Tagen sein. Die Mannschaft hat nun zwei Heimspiele im Visier und kann selbst dafür sorgen, dass die Sorgenfalten im Umfeld wieder kleiner werden. Obwohl die Nerven am Freitagabend etwas blank lagen: Es bleibt noch genügend Zeit, das Malheur von Seelow zu korrigieren. 

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