01.12.2015 / 1. Herren
Das passte wie die berühmte „Faust auf's Auge“. Pünktlich zum alljährlichen Sponsorenabend am Montag erschien die Berliner Fußball-Woche mit folgendem Aufmacher: „Kleine Hertha“ ganz groß! Kein Wunder, dass alle bester Laune waren. Auch war es deutlich voller als noch im Vorjahr, was bestätigt: Die Zehlendorfer sind wieder „in“.
Oft ist es bei dieser Art von Anlässen so, dass das Rahmenprogramm nur lästiges Beiwerk ist, eigentlich möchte man lieber plaudern, besser noch: Gleich zum Buffet übergehen. Dieses Mal war es anders, was im wesentlichen an der Aktualität der Beiträge lag. Erfolge der ersten Männermannschaft, Anforderungen an die Regionalliga, Flüchtlingskrise, Sanierung des Klubhauses und die Vorstellung eines neuen Hertha 03-Buches über die Erfolge in den 70er-Jahren.
Dass Präsident Kamyar Niroumand den Anfang macht, liegt in der Natur der Sache. Während aber 2014 Urgestein „Pepi“ Schlesiona mit einer launigen Begrüßung den kulinarischen Abschnitt einleitete, ging es in diesem Jahr gerade erst richtig los. Andre' Schindel begrüßte zum ersten Mal in seiner Eigenschaft als Erster Vorsitzender die geladenen Gäste und moderierte den Abend in lockerer, angenehmer Art. Langeweile war ein Fremdwort. Er schilderte in einer Art das Vereinsleben wie sonst nur Ehrenpräsident Otto Höhne und Kamyar Niroumand: Mit Herz und Seele. Man spürte, dass ihm alle Mannschaften des Vereins nahestehen. Von den Hertha-Knöpfen über die Junioren, den Mädchen bis hin zur Inklusionsmannschaft. Er bedankte sich ausdrücklich bei allen Ehrenamtlichen, die das Herzstück des Vereins bilden und ihn zu dem machen, was er ist. Bei der Überschrift von Berlins Fußball-Fachblatt war es natürlich naheliegend, auf die Erfolge des Oberliga-Teams einzugehen, das gerade drei Tage vorher die Tabellenspitze errungen hatte. Es sei ihm verziehen, dass er in seiner Anmoderation ein wenig über's Ziel hinausschoss: Er sprach von der 3. Liga! Trainer Markus Schatte, der bei diesen Worten noch am Tisch saß, musste kräftig schlucken. Das hielt ihn aber keineswegs davon ab, ein kleines Fazit der bisherigen Saison zu ziehen, auf die Wichtigkeit der Jugendarbeit hinzuweisen, den Austausch mit den Junioren-Trainern zu schildern und klarzustellen, welchen Wert er darauf legt, die Talente des Vereins an den Männerbereich heranzuführen. Seine Arbeit spricht für sich, denn rund 70% der Oberliga-Mannschaft sind Eigengewächse. Ihn beeindruckte das soziale Engagement des Vereins, der sich als einer der ersten in Berlin mit der Flüchtlingsthematik beschäftigte, ebenso wie das lebendige Vereinsleben. Darauf angesprochen, was mit dem Team der 1. Männer noch möglich sei, betonte er noch einmal, dass er das Wort „Regionalliga“ eigentlich nicht so gern hört, gab aber zu, dass man natürlich, sollten die beiden letzten Spiele in diesem Jahr positiv verlaufen und im kommenden Jahr der Start in die Rückrunde gelingen, man sich natürlich Gedanken in diese Richtung machen muss. Der Verein mit Geschäftsführer „Zippo“ Zimmer muss sich aufgund der zu verändernden Strukturen und Auflagen vielleicht sogar noch früher damit beschäftigen als die sportliche Leitung. Aber die sportliche Qualität der Mannschaft sei hoch, so müsse man mit allem rechnen.
Es folgten Begrüßungen durch Otto Höhne und „Pepi“ Schlesiona, der sich dieses Mal bewusst kurz fasste und eine Schilderung von Martin Goldbach über seine Kontakte zu den Flüchtlingen und deren Integration in die Teams des Vereins. Dabei erfuhr man, dass er selbst zuerst andere Vorstellungen von der Alterstruktur in den Heimen hatte. Die so zahlreich vermuteten Kinder und Jugendliche fand er gar nicht vor, sondern überwiegend Männer zwischen 20 und 30 Jahren, die bisher unserem Land gegenüber überwiegend positiv eingestellt sind und gerne etwas „zurückgeben“ würden aus Dankbarkeit, wie sie hier aufgenommen wurden. Sie seien neugierig, lernbereit und würden sich über Ausbildungs- oder Praktikumsplätze freuen.
Nach dem Essen wurde ein neues Buch über den Verein vorgestellt: „Bewegende 70er Jahre“. Autor Oliver Kellner schilderte, was ihn bewegte, dieses Buch zu schreiben und warum es sich ausschließlich mit den „70er Jahren“ beschäftigt. Es ging um die Finanzierung, dass die Fotorechte und der Druck den Großteil der Kosten ausmachten und dass die Überschüsse komplett der Jugendabteilung des Vereins zufließen. Die Erstauflage ist bereits vergriffen, doch für diejenigen, die noch kein Weihnachtsgeschenk haben: Es wird in ebenfalls kleiner Auflage nachgedruckt.
Ein rundum gelungener Abend neigte sich dem Ende zu. Dem Autoren hat's gefallen und er hatte den Eindruck, dieses Gefühl nicht exklusiv zu haben. Bei steigenden Temperaturen im Frühjahr würden sich die Teams, insbesondere das Aushängeschild des Vereins – die 1. Männermannschaft – freuen, den einen oder anderen Sponsoren am Spielfeldrand begrüßen zu können. Sportlich lohnt es sich inzwischen längst wieder – dafür bedurfte es beinahe nicht der Überschrift in Berlins Fußball-Fachblatt – aber es passte.